Partituren des Lichts
Haus für eine Hell-Seherin, Christa Wolfs Kassandra gewidmet, 2000 Zitadelle Spandau
"Barbara Beisinghoff hat nie die Lust auf das Unbekannte verloren. Das hat mit dem ständigen beharrlichen Verschieben von Grenzen zu tun, hinter denen sich wieder neue Möglichkeiten auftun. Ihre früheren Arbeiten waren kleinformatiger, stärker figürlich ausgerichtet und äußerst erzählerisch. Die Stimmung vieler dieser Blätter, meistens Farbradierungen, ist gebrochen, geheimnisvoll, oft traumhaft Gesehenes, Gefühltes, Gedachtes richten sich als Bild ein. Die Radierung war von Beginn der grafischen Tätigkeit an das vorrangige Medium der Künstlerin. Barbara Beisinghoff hat die farbige Radierung zu höchster künstlerischer Reife gebracht. Dennoch oder gerade deshalb ließ sie sich zwischen 1982 und 1992 in der Technik des Lithographierens und 2000 in der Technik des Lichtdrucks ausbilden. Eine Erkundung der letzten Jahre führte in einen ganz anderen Bereich: die Künstlerin wandte sich dem Träger der Grafiken zu, dem Material Papier, und gewann, in einem fortdauernden Prozess, diesem Stoff wieder neue Mittel und Wege der Gestaltung ab. Hierbei kam in besonderem Maße das Licht als zusätzliches Element ins Spiel. Die Eigenschaft des Papiers, sich beim Schöpfen in dickere und dünnere Flächen, die weniger oder mehr durchscheinende Qualität besitzen, abzulagern, brachte wieder andere formale Möglichkeiten. Das Prinzip der Wasserzeichen, auf das Schöpfsieb aufgebrachter Teile, über denen sich die Papiermasse nur ganz dünn und zart verfilzt, wurde zum Gestaltungsmittel. Mit feinem Wasserstrahl wurde in die Papiermasse geschrieben und farbiges Papier wurde zusammengegautscht. Seitdem wurden viele von Barbara Beisinghoffs Ausstellungen in Form von Installationen gestaltet. Das halbtransparente, oft zartfarbige Material der geschöpften Blätter eignete sich in besonderem Maße dafür."
Dr. Eva-Maria Hanebutt-Benz zur Verleihung des Mainzer Stadtdrucker-Preises 2002
Sternenzelt und Grundbuch
Canopy for Li Bai, seit 2010 auf dem Mount Lushan in der Provinz Jiangxi in China. Die Installation im Rahmen von Poetic Forest, International Forest Art ist 350 cm hoch, 150 cm tief und 380 cm breit. Die in das Kupfer gebohrten Sternenkarten, Jahreszeitensymbole und das Gedicht von Li Bai öffnen die Wahrnehmung für das kosmische Geschehen aus chinesischer Sicht. Es ist immer neblig auf dem Mount Lushan oberhalb der heißen Ebene von Nanchang und den Wassermassen des Poyangsees, des Gan Jiang und Jangtsekiang.
2010 Canopy for Li Bai, Mount Lushan